Rowing Matters

Aus dem Training eines Freizeit-Ruderers: Ein Blog über Training, Rudertechnik und Ausrüstung.

Garmin Fēnix 5 für Ruderer

Meine Erfahrung mit der Sportuhr Garmin Fēnix 5 beim Rudern.

Thilo

Lesezeit: 10 Minuten

Meine Fēnix 5

Seit einem guten halben Jahr trage ich nun meine Fēnix 5 von Garmin am Handgelenk. Höchste Zeit zu berichten, wie sie sich beim Rudern so schlägt. Zum allgemeinen Funktionsumfang findet Ihr sicherlich genügend Berichte und Videos im Netz. Daher werde ich mich hier auf den Einsatz beim Rudern konzentrieren und berichten, was mir die Uhr beim Training bringt.

Funktionen für Ruderer

Zunächst: Die Uhr kennt die Sportart »Rudern« von Haus aus. Ich denke, das ist nicht selbstverständlich. Ich hatte auch schon eine Sportuhr bei der ich für mich bestimmt habe, dass »Wandern« eigentlich »Rudern« ist - gut, dass ich kaum wandere. Die Uhr kennt übrigens nicht nur »Rudern«, sondern auch »Indoor-Rudern«. Aber grundsätzlich ist es auch einfach möglich, sich eigene Sportarten zu definieren. So habe ich mir beispielsweise »Kitesurfen« angelegt, basierend auf »Radfahren«.

Anzeige während des Ruderns

Wie man es von einer Sportuhr erwartet, lässt sich die Anzeige weidlich konfigurieren. Ich lasse mir meist Dauer, zurückgelegte Strecke, Schlagzahl und Puls anzeigen. Mit vier Werten ist das Display schon ganz schön voll. Für mich ist ein flüchtiger Blick beim Vorrollen noch gut möglich. Werden weniger Werte angezeigt, ist die Darstellung entsprechend größer.

Meine Anzeige während des Ruderns.
Meine Anzeige während des Ruderns.

Strecke und Geschwindigkeit

Wie man es von einer GPS-Uhr erwartet, wird sowohl die zurückgelegte Strecke als auch die Geschwindigkeit erfasst. Die Strecke wird bei mir in Metern dargestellt.

Die Geschwindigkeit wird als 500m-Pace dargestellt, wie man sie von Concept II-Ergometern kennt. Hier hätte ich mir gewünscht, auf km/h umstellen zu können. Leider scheint dies nicht möglich zu sein. Letztendlich ist es reine Gewöhnung. Beim Training macht es für mich kaum einen Unterschied. Bei Wanderfahrten oder Langstreckenrennen würden es km/h leichter machen, die Ankunftszeit zu schätzen.

Nutzen der Geschwindigkeitsanzeige

Man kann sicherlich trefflich darüber streiten, ob die “Geschwindigkeit über Grund” oder die relative Geschwindigkeit zum Wasser die “richtige” Anzeige beim Rudern ist. Eine solche Uhr kann letztendlich nur die Geschwindigkeit über Grund anzeigen. Das Abschätzen der Ankunftszeit ist für mich ein klarer Vorteil dieser Größe. Beim einfachen Training habe ich die Geschwindigkeitsanzeige sehr zu schätzen gelernt. Dabei ist es unerheblich ob gerade viel oder wenig Strömung oder Wind für oder gegen mich arbeitet. In Kombination mit meinem subjektiven Anstrengungsgefühl oder auch dem Puls habe einen guten Indikator, ob ich gerade effizient und technisch sauber rudere oder ob ich nur Kraft und Energie vernichte.

Wenn es mal länger wird

[Update 24.06.2018] Inzwischen konnte ich die Uhr auch auf eine längere Distanz ausprobieren (ich war bei AllYouCanRow . Womit ich gar nicht gerechnet habe: Die Distanz-Anzeige war ab 100 km überfordert. Ich hätte im Zweifel erwartet, dass die Einheit wechselt und die Anzeige nicht mehr Meter-genau dargestellt wird. Aber wurde nur noch »—-« angezeigt (die Anzahl der Minus-Zeichen ist geraten). Das etwas enttäuschend.

Schlagzahl

Eine für uns Ruderer sicherlich besonders interessante Funktion ist die Anzeige der Schlagzahl: Die Uhr leitet aus den Handbewegungen eine Bewegungsfrequenz ab. Bei der Aktivität Rudern nennt die Uhr dies Schlagrate. Entscheidend ist, dass die Handbewegung genutzt wird. Das hat den Vorteil, dass keinerlei Anbauten an Boot oder Rollsitz notwendig sind. Es Bedeutet eben aber auch, dass die Uhr am Handgelenk getragen werden muss. Ist die Uhr beispielsweise am Trittbrett befestigt, kann die Schlagzahl nicht ermittelt werden - zumindest bei meinen Versuchen und meinem Ruderstiel. Dies erschwert offensichtlich das Ablesen während des Ruderns. Insofern hilft einem die Uhr wenig, die Schlagzahl eines Sprints zu kontrollieren.

[Update 08.06.2018] Die Schlagzahl wird ebenfalls nicht gemessen, wenn die Uhr am Ruder befestigt wird. Die Uhr muss also wohl oder übel am Handgelenk getragen werden - sofern man die Schlagzahl messen möchte.

Zur Genauigkeit kann ich nur sagen, dass die Werte für mich plausibel sind. Auf dem Ergo zeigt sich öfter mal eine Differenz von 1 Schlag/Minute. Aber alles in allem habe ich an der Genauigkeit nichts auszusetzen.

Eine nette Funktion gibt es im Zusammenhang mit der Schlagzahl noch: Aktivitäten lassen sich, wie man das von Sport- und Aktivitätstrackern so kennt, auf die Online-Plattform Garmin Connect hochladen. Man kann sie dann im Browser oder per Handy-App bewundern. Hier gibt es unter anderen auch ein Diagramm, das den Verlauf der zurückgelegten Strecke pro Schlag anzeigt.

Distanz pro Schlag von Garmin Connect
Distanz pro Schlag von Garmin Connect

Puls

Die Uhr kann den Puls am Handgelenk messen. Über das Für und Wider der optischen Messung am Handgelenk im Vergleich zur elektrischen mittels Brustgurt gibt es im Netz eine Vielzahl von Artikeln, Vergleichen und Meinungen. Es scheint so zu sein, dass die Pulsmessung am Handgelenk durch eine angespannte Armmuskulatur beeinträchtigt wird. Dies deckt sich mit meiner Erfahrung. Ich denke zwar, dass ich durchaus mit geraden Handgelenken an den Rudern ziehe, aber so ganz ohne Anspannung geht es eben auch nicht. Hinzu kommt, dass man die Uhr hinter dem Knochen am Handgelenk tragen soll. Außerdem soll man die Uhr relativ straff bzw. eng tragen. Nun ist es so, dass der Armumfang an dieser Stelle - zumindest bei mir - stark davon abhängt, ob ich eine Faust mache oder die Finger ausstrecke. Da ich während des Vorrollens meinen Griff um die Ruder leicht öffne, kann ich die Uhr nicht bequem und eng an der richtigen Position tragen. Praktisch trage ich die Uhr also genau auf dem Knochen. Langer Rede kurzer Sinn: Bei mir funktioniert die Pulsmessung am Handgelenk weder beim Rudern noch auf dem Ergo. Daher trage ich einen Brustgurt. Auch wenn hier der Fokus auf Rudern liegt: Beim Laufen bin ich mit der optischen Pulsmessung am Handgelenk vollkommen zufrieden. Ich habe zwar keine Vergleiche mit anderen Pulsmessern angestellt, die Werte erscheinen mit jedoch plausibel.

Akku und Laufzeit

[Update 24.06.2018] Die Akku-Laufzeit ist zweifelsohne von der Intensität der Nutzung abhängig. Insbesondere das GPS-Tracking kostet Energie. Ich lade meine Uhr ca. alle 1,5 Wochen -was ich für mehr als nur in Ordnung halte. Man kann die zeitliche Auflösung des GPS-Trackings einstellen. Für eine Tagestour habe ich GPS auf »UltraTrac« gestellt. Dabei werden Geschwindigkeit und Distanz nicht so häufig aktualisiert, sondern »nur« alle paar Schläge - vielleicht alle 2-4 Schläge. Beim Rudern steht dann nicht permanent eine Geschwindigkeitsanzeige zu Verfügung. Dafür die Akku-Laufzeit beeindruckend: Beim Start um 5:33 Uhr stand die Akku-Anzeig bei 98%. Gegen 20:30 Uhr waren wir am Ziel und die Anzeige stand auf 60%! Die Aufzeichnung ging über 13:20 Stunden - bei unseren zwei Pausen habe ich »die Aktivität pausiert«.

Indoor-Rudern / Ruder-Ergometer

Wie bereits erwähnt: Die Uhr kennt als Sportart/Aktivität auch »Indoor-Rudern«. Im Grunde misst sie dabei den Puls (sinnvollerweise per Brustgurt) und die Schlagzahl. Entfernung und Leistung kann sie nicht beurteilen. Wer das möchte, kann dies später in der App oder auf der Webseite in Garmin Connect nachtragen. Wer möchte, kann sich übrigens den Puls von der Uhr per ANT+ an Concept II-Ergos übertragen lassen. So wird der Puls auch dort angezeigt. Verwendet oder ausprobiert habe ich das allerdings noch nicht.

Sonstige Funktionen

Leistungsstatistiken

Ein Nutzen von Sport- und Fitnesstrackern ist sicherlich die Beurteilung und Messung der eigenen körperlichen Fitness. Garmin nennt dies Leistungsstatistiken und kennt dazu VO2max, Laktatschwelle, Training Effect, Trainingszustand, FTP/kg, HFV-Stress. Diese Funktionen sind im Wesentlichen für Läufer vorhanden, in Teilen noch für Radfahrer (mit entsprechenden Sensoren). Für uns Ruderer liegen vermutlich einfach zu wenige Daten und Tabellen vor. Darüber hinaus ist unsere “Performance” nun mal stark von Strömung, Wind, Bootsklasse etc. abhängig. Das bedeutet, dass die Uhr bzw. Garmin zwar einschätzen kann, wie viel und wie belastend man rudert. Aber um Eure Fitness zu Beurteilen, genügt Rudern alleine nicht. VO2max und die Laktatschwelle werden durch Rudern nicht ermittelt. Das führt bei mir dazu, dass die Uhr meinen “Trainingszustand” über den Sommer schwinden sieht.

»Runden« beim Rudern

Die Uhr kann zurückgelegte Strecken in Runden aufteilen. Dies macht sie entweder automatisch nach jeweils einer festgelegten Distanz oder man betätigt einen Knopf. Beim Laufen habe ich es bei der Voreinstellung von einer Meile als automatische Rundeneinteilung belassen. Beim Rudern habe ich mir angewöhnt, an einem Ende des Trainingsreviers jeweils nach der Wende die Taste zu drücken. Ich finde diese einfache Funktion durchaus sehr nett: So kann ich meine Geschwindigkeit über das Training beurteilen, ohne ständig auf die Uhr schauen zu müssen (was meist nur den Schweinehund füttert). Beim Rudern hilft es mir auch, nach der Wende keine zu lange Verschnaufpause einzulegen.

Genauigkeit der GPS-Positionierung

Offensichtlich sind einige Anwender mit der Genauigkeit der GPS-Informationen unzufrieden. Ich kann dazu nur sagen, dass ich keine Unzulänglichkeiten feststellen konnte, aber auch nicht danach gesucht habe. Ich habe keine Vergleichsmessungen durchgeführt oder meine zurückgelegte Strecke auf der Kartendarstellung genau inspiziert. Für mich und meine Zwecke erscheinen die GPS-Informationen in Ordnung.

Eine Anekdote habe ich jedoch: Beim Laufen hatte ich einmal einen Ausreißer in der GPS-Position. Da lag ein Wert mehrere Kilometer daneben. Das führte zu einem guten Schnitt und diversen Rekorden (schnellster Kilometer etc.). Die Ernüchterung folgte beim Blick auf die Karte.

Sonnenauf- und -untergang

Die Uhr kann die Uhrzeit von Sonnenauf- und -untergang anhand der letzten bestimmten GPS-Position anzeigen. Sicherlich keine sonderliche spannende Funktion, aber für Ruderer durchaus praktisch. Gerade in Frühjahr und Herbst habe ich regelmäßig ein Auge darauf, um abschätzen zu können, ob ich schon/noch aufs Wasser gehen kann.

Weshalb ich das hier erwähne: Seit dem letzten Software-Update (Version 8.0) gibt es auch ein »Sunrise & Sunset«-Widget. Das zeigt nicht nur die Zeiten für Sonnen- und -untergang an, sondern auch die Zeit der Dämmerung. Das habe ich sonst noch nirgends gesehen. Wie realistisch diese Angaben sind, vermag ich derzeit noch nicht zu sagen.

Meine Anzeige von Sonnenauf- und -untergang.
Meine Anzeige von Sonnenauf- und -untergang.

Fazit und persönliches Nutzen

Ich nutze die Uhr wirklich gerne und bereue die Anschaffung keinesfalls. Ich nutze sie zugegebenermaßen nicht zur Trainingssteuerung. Die Einschätzung meiner Trainingsbelastung - im Vergleich zu meiner subjektiven Einschätzung - finde ich aufschlussreich. Während des Trainings hilft mir die Uhr und insbesondere die Geschwindigkeitsanzeige bei der Konzentration auf meine Technik: Wenn ich nicht sauber aushebe, werde ich langsamer. Wenn ich mich mehr anstrenge aber nicht schneller werde, mache ich wohl etwas falsch.

Die Schlagzahlanzeige ist nett und hilft der grundsätzlichen Einschätzung. Während eines Sprints ist die Kontrolle kaum möglich.

Habt Ihr sonst noch Fragen zur Garmin Fenix 5? Dann immer her damit.

Offenlegung: Dies ist ein privater Blog, in dem ich meine persönliche, private Meinung ausdrücke. Der Artikel ist unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter. Ich erhalte keinerlei finanzielle Anreize durch die Veröffentlichung dieses Artikels. Sofern ich die hier vorgestellten Produkte selbst getestet habe, habe ich sie mir auch selbst gekauft und nutze sie privat.

Kommentare

Jens

Danke für den interessanten Blog. Ich selbst nutze auch die Garmin beim Rudern, allerdings ist das Tragen einer Uhr für mich sehr störend. Hast du auch schon andere Apps ausprobiert? Evtl. funktioniert dort die Schlagzahlanzeige wenn man die Uhr nicht am Handgelenk trägt.

Gruß, Jens

Thilo

Moin Jens,

freut mich sehr, dass Du den Blog gelesen hast und er Dir auch noch gefällt! Danke für das Feedback! Ich habe noch keine andere App auf der Uhr ausprobiert. Die Uhr am Handgelenk stört mich nicht so sehr. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich lieber die Anzeige der Geschwindigkeit in km/h oder auch eine Distanz von mehr als 100 km. Beides sicherlich kein wirkliches Problem, aber es stört mich. Zur Uhr am Handgelenk: Ich habe vorher eine TomTom Runner getragen. Da ich zunächst keinen Brustgurt tragen wollte und die Pulsmessung am Handgelenk für mich beim Rudern gar nicht funktionierte, habe ich folgendes probiert: ich habe mir ein weiteres Armband besorgt, davon den Verschluss abgeschnitten und durch ein Gummiband ersetzt. Damit konnte ich die Uhr am Unterarm tragen. Die Pulsmessung war damit oft besser - nur im Winter war es offensichtlich blöd. Aber vielleicht ist das ja bequemer für Dich und die Schlagzahlmessung funktioniert. Ausprobiert habe ich mit meiner Fenix allerdings nicht. Sie ist deutlich schwerer, was hinderlich sein könnte.

Gruß, Thilo

Michael

Wie ist das mit dem Nachtragen der km beim Indoor Rowing?

Thilo

Moin Michael,

wenn ich auf dem Ergo sitze, habe ich auf der Uhr eine Aktivität »Rudermaschine« laufen. Dabei werden Puls (via Brustgurt) und Schlagzahl aufgezeichnet. In Garmin Connect - also auf der Webseite - trage ich dann die Distanz und Leistung (in Watt) ein, die ich auf dem Ergo abgelesen habe. Damit sind dort natürlich nur Durchschnittswerte vorhanden. Man kann also nicht Puls, Schlagzahl und Leistung/Geschwindigkeit im zeitlichen Verlauf vergleichen.

Ich hoffe, ich konnte Dir damit weiterhelfen.

Gruß, Thilo

Jörg

Hi Thilo, bin gerade am Überlegen bzgl. der 5x Plus: von der Software wird das ja doch sehr ähnlich sein! Ist es möglich beim Indoor-Rudern die aktuellen Kalorien anzeigen zu lassen? Schlagzahl etc hab ich am Rudergerät, die Uhr bräuchte ich für Puls und Kalorien (die er live mitzählt sollte) - geht das?

Besten Dank im Voraus! Gruß jörg

Thilo

Moin Jörg, ich habe gerade nachgesehen: ja, man kann sich den aktuellen Kalorienverbrauch anzeigen lassen. Ich hoffe, das hilft Dir! Gruß, Thilo

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Ich rudere nicht nur, ich blogge auch darüber. Wenn ich nicht trainiere, habe ich nichts zu schreiben...