Rowing Matters

Aus dem Training eines Freizeit-Ruderers: Ein Blog über Training, Rudertechnik und Ausrüstung.

Ein Ruderer besucht die boot in Düsseldorf

Die boot Düsseldorf bezeichnet sich als »die führende Wassersportmesse und Bootsmesse weltweit«. Gleichwohl sind Ruderer wohl nicht die primäre Zielgruppe. Trotzdem genieße diese Messebesuche. Was ich in diesem Jahr (2020) dort für Ruderer entdeckt habe, berichte ich hier.

Thilo

Lesezeit: 5 Minuten

Boot Duesseldorf

Ich gebe es gleich zu: viel hat den Ruderer in mir nicht angesprochen. Aber immerhin zwei Highlights habe ich entdeckt.

»Boote« von ROWonAIR

ROWonAIR baut »aufblasbare Ruderboote«. In einer Variante werden aufblasbare Stand Up Paddle (SUP)-Boards um Rollschiene,-Sitz, Stemmbrett und Ausleger ergänzt. In der zweiten Variante erinnert die Form mehr an ein Kanu - es gibt also eine hochgezogene Bordwand.

Die Konstruktion erinnert an ein Ergometer: Eine zentrale Rollschiene wird auf dem Board montiert. Diese trägt Sitz, Stemmbrett und Ausleger. Der Ausleger ist aus Carbon. Das Ganze gibt es als Einer und sogar als Zweier. Das »Kanu-Modell« wurde ebenso als »Hochzeits-Einer« ausgestellt - also als Einer mit Steuermann oder eher »Einer mit Kielschwein«. Ein Steuer habe ich nicht gesehen.

Grundsätzlich scheint es einen Markt dafür zu geben. Immerhin habe ich schon einige Fragen zu solchen Konstruktionen erhalten. Diese stammten meist von Lesern, die sich für LiteRIVER interessieren, aber weniger Geld ausgeben möchten.

Ich gebe zu, ich bin nun auch neugierig. Ich habe mich beim Händler auf die Liste setzen lassen. Vielleicht schaffe ich es ja, die Boote auszuprobieren.

Zweier von RowOnAir basierend auf einem SUP
Zweier von RowOnAir basierend auf einem SUP
Ein »Hochzeitseiner« von RowOnAir
Ein »Hochzeitseiner« von RowOnAir

Vorwärts-Rudersystem RowVista

Aufblasbare Ruderboote sind an sich schon eine Innovation. Aber ROWonAIR beschäftigt sich auf mit dem Vorwärts-Rudern: Sie bieten für ihre Boote spezielle Dollen und Ruder, die es ermöglichen, vorwärts im Boot zu sitzen und trotzdem die “traditionelle” Ruderbewegung auszuführen.

Das klingt zunächst einmal sehr verwirrend und ist auch gar nicht leicht zu beschreiben. Trotzdem wirkt das System erstaunlich leichtgewichtig. Bemerkenswert ist, dass das Drehen der Ruder unterstützt wird. Ich habe früher auf der boot schon ähnliche Systeme (vermutlich das Vorgängermodell) gesehen. Dabei erfolgte das Auf- und Abdrehen der Ruder noch durch die Auf- und Abwärtsbewegung der Ruder. Das hat sich nun geändert, man dreht wie gewohnt am Griff. Was mich allerdings irritiert hat: die Drehung war nur sehr kurz. Ein Blick auf die Webseite erklärt dies. In der Dolle ist eine Übersetzung realisiert, sodass 65° Drehung am Griff, 85° Drehung am Blatt bedeuten. Hinzu kommt ein »harter Anschlag«. Der Griff lässt sich nur um diese 65° drehen. Für einen geübten Ruderer ist das zumindest ungewohnt.

An dem Messestand gab es Videos zu bewundert. Ganz ehrlich, für mich sieht das etwas albern aus. Aber meine Erfahrung in der Ruderausbildung hat gezeigt, dass der Blick nach Hinten einigen Menschen den Spaß am Rudersport verdirbt. Daher kann es auch hierfür einen Markt geben - obwohl ich mich aus der Zielgruppe mal ausnehmen würde.

Dennoch würde ich das gerne ausprobieren. Das Gefühl in Fahrtrichtung zu schauen, ist bestimmt merkwürdig. Ich frage mich, ob ich intuitiv den Kurs korrigieren könnte oder stets die falsche Seite überziehe.

Das Vorwärts-Rudersystem RowVista auf einem SUP
Das Vorwärts-Rudersystem RowVista auf einem SUP

Ruderergometer von AUGLETICS

Ein weiteres Highlight waren für mich die Ruderergometer von AUGLETICS . Die gehen schon seit ein paar Jahren durch die Presse. Sie versprechen ein besonders realistisches Rudergefühl. Ihr Kritikpunkt an üblichen Ruderergometern (mit Wind- oder Wasserrad) ist der Ruderwiderstand. So würde gerade beim Beginn des Schlages - beim “Wasserfassen” - der Widerstand fehlen.

Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, dieser Argumentation zu folgen. Aber vielleicht bin ich im Vergleich zu den zitierten Spitzenruderern einfach nicht feinfühlig genug.

Nun konnte ich ein solches Ergo ausprobieren. Gleich vorweg muss ich meine Aussagen relativieren: Ich saß nur kurz auf dem Ergo. Außerdem war ich in Jeans und Straßenschuhen nicht gerade passend gekleidet. Der Eindruck meiner ersten Schläge: Ich hatte deutlichen Widerstand beim Anzug, der dann allerdings plötzlich verschwand. Ich bin fast nach hinten gefallen. Der Standbetreuer hat dann den Widerstand erhöht und die Welt sah schon viel besser aus.

Der zweite Eindruck: Mit etwas erhöhtem Widerstand fühlte es sich für mich an, wie ein Ergo eben. Ja, der Widerstand beim Einsetzen ist spürbar größer als beim Concept II. Aber ob das nun realistischer ist, vermag ich nach der sehr kurzen Zeit nicht zu bestätigen. Bei einem Wind- oder Wasserrad entsteht ein “natürlicher Widerstand”. Beim AUGLETICS springt eine Bremse an, was sich für mich eher überraschend anfühlte. Aber vermutlich wäre die Überraschung nach 30 Minuten auf dem Ergo verflogen.

Darüber hinaus ist es ein Ruderergometer, das augenscheinlich robust gebaut ist und über ein großes helles Display verfügt. Die Darstellung ist sehr modern und ansprechend. Durch die Wirbelstrombremse soll es im Vergleich sehr leise sein. Das konnte ich dank der Messe-Geräuschkulisse nicht beurteilen. Ein weiteres Feature ist der adaptive Widerstand. Man kann einen Herzfrequenzbereich einstellen und der Widerstand passt sich automatisch an. Für Ruderer sicherlich ein wenig intuitives Feature - dennoch interessant. Auch dies war bei meinem kurzen Test nicht drin.

Und sonst?

Ruderer der RC Germania Düsseldorf

Die Ruderer der RC Germania Düsseldorf waren mit einem Stand vertreten. Wie präsentiert man den Rudersport? Man zeigt Ruderboote und bietet Ruderergometer. Vermutlich kam jeder schon mal in der Verlegenheit war, zu genau diesem Ergebnis. Das soll keine Kritik an den engagierten Ruderern sein. Unsere Sportart ist nun mal schwer zu präsentieren - zumindest sehe ich das so.

Stand der RG Germania Düsseldorf
Stand der RG Germania Düsseldorf

Bootszubehör und Reparatur

Generelles Bootszubehör gibt es auf der boot natürlich zuhauf. Seien es Leinen, Beschläge, Klemmen, Haken, Ösen, Schwimm- und Rettungswestern, Taschen und dergleichen mehr. Ich selbst habe mir eine Leine für Wanderfahrten gekauft.

An einem Stand hat eine Bootswerft Anleitungen zur Bootsreparatur vorgeführt. Sicherlich auch interessant, gleichwohl sind unsere Boote in vielerlei Hinsicht nicht direkt mit den Yachten vergleichbar, die eher der Zielgruppe entsprechen.

Ein Stand mit Rettungs- und Schwimmwesten
Ein Stand mit Rettungs- und Schwimmwesten

Wassersportler-Lifestyle

Eine Zuneigung zum Wassersport drückt man ja gerne auch mal im Kleidungsstiel bzw. mit »Accessoires« aus. Auch hier ist auf der boot natürlich für jeden »Wassersportgeschmack« etwas dabei. Durch das Kitesurfen neige ich eher zu Surfer-Kleidung mit T-Shirts und Boardshorts. Viele Ruderer stehen den Seglern etwas näher und freuen sich über entsprechende Kleidung. Hier gibt es auch ausgefalleneres wie beispielsweise Jacken aus Segeltuch.

Ich habe einen Neopren-Hoodie erstanden. Bei ungemütlichem Wetter auf dem Steuersitz weiß ich eine schützende Neoprenschicht zu schätzen. Aber hierzu kennen Segler sicherlich auch tolle Alternativen.

Offenlegung: Dies ist ein privater Blog, in dem ich meine persönliche, private Meinung ausdrücke. Die Messe habe ich privat besucht. Eintritt und Anreise geschahen auf eigene Kosten. Der Artikel ist unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter. Ich erhalte keinerlei finanzielle Anreize durch die Veröffentlichung dieses Artikels.

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Über Mich

Ich rudere nicht nur, ich blogge auch darüber. Wenn ich nicht trainiere, habe ich nichts zu schreiben...