Rowing Matters

Aus dem Training eines Freizeit-Ruderers: Ein Blog über Training, Rudertechnik und Ausrüstung.

Vereinsfrust statt Ruderspaß

Das Ruderleben könnte so schön sein, wären da nicht die Vereine.

Thilo

Lesezeit: 4 Minuten

Blick stromauf in Niederhausen: es sieht nach viel Wasser und Strömung aus - viel macht der Wind.

Eigentlich wollte ich darüber schreiben, dass das Wetter besser wird und ich gerne rudern würde, der Wasserstand es aber leider nicht zulässt. Dann wurde ich jedoch schmerzlich daran erinnert, dass mich die Vereinsmeierei am Rudersport stört.

Was ist vorgefallen?

Am Stausee in Niederhausen an der Nahe Niederhausen an der Nahe gilt unter den ansässigen Ruderern die Regel, dass man nicht aufs Wasser geht, wenn alle drei Segmente des Wehres überspült sind. Nun kann man über Sinn und Unsinn dieser Regelung vortrefflich streiten - ich persönlich finde diese Konvention albern. Aber die Vereine haben sich nun mal darauf geeinigt. Nun musste ich wieder feststellen, dass trotzdem gerudert wurde - auch von verantwortlichen Größen des Vereinslebens.

Der Steg in Bad Kreuznach - ohne nasse Füße geht hier niemand aufs Wasser. Das Wehr im Hintergrund macht dann auch so manchen Ruderer nervös.
Der Steg in Bad Kreuznach - ohne nasse Füße geht hier niemand aufs Wasser. Das Wehr im Hintergrund macht dann auch so manchen Ruderer nervös.

Weshalb ärgert mich das so?

Es ist aus meiner Sicht immer wieder das Gleiche: Bestehen Regeln die nicht durchgesetzt werden, bestraft man diejenigen, die sich daranhalten. Das gilt ebenso in vielen anderen Bereichen des Lebens:

Eines meiner Lieblingsbeispiele dazu ist das »Parkverbot«: Wenn Einige parken wie sie möchten und dabei keine Konsequenzen zu befürchten haben, sind diejenigen, die sich von einem Parkverbot abhalten, lassen die dummen. Sie zahlen Parkgebühren, suchen womöglich länger nach einem Parkplatz und parken meist auch weiter weg.

Im Vereinsleben ist es das Gleiche: Der Verein als solches gibt sich Regeln für ein geordnetes Miteinander. Wenn nun einige Regeln nicht befolgt werden, fragt man sich, welche denn noch gelten. Wenn ich bei Hochwasser rudern darf, darf ich dann auch bei Dunkelheit? Was ist mit der Bootseinteilung - ist die noch verbindlich?

Außerdem ist es schlicht unfair: Die einen möchten Rudern und lassen sich von den Regeln davon abhalten. Und andere gehen trotzdem Rudern. Und das sind dann auch noch diejenigen, die die Regeln machen bzw. durchsetzen sollten.

Wer sich an die Regeln hält, ist der Dumme

Leider profitieren »Regelbrecher« oftmals davon. Die negativen Konsequenzen tragen andere. Dazu fallen mir auch diverse Beispiele aus dem Straßenverkehr ein:

  • Wer mit seinem Auto Kreuzungen zustellt, kommt trotzdem voran. Die Leitragenden sind die anderen, die blockiert werden.
  • Oftmals sind Geschwindigkeitsbegrenzungen da, um anderen Verkehrsteilnehmern das Abbiegen oder Einfädeln zu ermöglichen. Derjenige, der dies missachtet, erfährt keinen Nachteil durch sein Verhalten.
  • Dann sieht man immer mehr Fußgänger ohne Acht die Straße überqueren. Als Autofahrer darf und möchte man die Fußgänger ja nicht überfahren.
  • Links-Abbiegen ist im Innenstadtbereich und bei Supermärkten oftmals verboten. Meist braucht der Rechts-Abbieger nur wenige Meter bis zum nächsten Kreisel. Meines Wissens ist es erwiesen: in Innenstädten ist es für den Verkehrsfluss besser, wenn das Linksabbiegen verboten wird - drei Mal rechts ist einmal links. Aber der »illegale Linksabbieger« ist individuell natürlich schneller. Nur alle anderen brauchen länger.

Ich denke, dass Muster wird klar…

Eine Eigenschaft des Straßenverkehrs und von Rudervereinen?

Sicherlich ist es für Vereine herausfordernd, die Balance zwischen notwendigen Regeln und gebotener Freiheit zu finden. Und sicherlich gibt es Vereine die diese Herausforderung besser meistern als andere.

Gleichzeitig denke ich, dass Rudervereine im Vergleich zu vielen anderen Sportarten vor einer besonderen Herausforderung stehen. Während viele Vereine ihren Mitgliedern im Wesentlichen Betreuung bieten. Bieten Rudervereine Betreuung, Infrastruktur und Material.

Schon Infrastruktur bietet genügend Konfliktpotential - gerade, wenn diese jenseits der Trainingszeiten individuell genutzt werden kann. Ich vermute, Tennis- und Golfvereine werden ein ähnliches Lied singen können.

Rudervereine bieten aber auch Material. Boote werden üblicherweise durch den Verein gestellt. Sicherlich gibt es Ausnahmen, aber spätestens Vierer oder gar Achter sind selten Privateigentum. Und hier ist die Quelle vieler Regeln und vielen Ärgers.

  • Wer darf welches Boot fahren?
  • Für wessen Bedarf werden Boot angeschafft?
  • Welche Boote liegen »auf den guten Plätzen«?
  • Darf man sich auch bei Hochwasser ein Boot nehmen?

Alles Dinge, die eine klare, nachvollziehbare und erklärliche Regelungen bedürfen. Und dann sorgt eine Laissez-faire-Einstellung eben für Ärger - zumindest bei mir.

Bilder vom Wasserstand

Das sind übrigens die Bilder, die ich vor meinem Ärger posten wollte.

Der Steg in Niederhausen: hier macht sich der erhöhte Wasserstand kaum bemerkbar.
Der Steg in Niederhausen: hier macht sich der erhöhte Wasserstand kaum bemerkbar.
Das Wehr des Stausees in Niederhausen: das Wasser läuft über alle drei Segmente
Das Wehr des Stausees in Niederhausen: das Wasser läuft über alle drei Segmente
Der Steg in Bad Kreuznach - ohne nasse Füße geht hier niemand aufs Wasser. Das Wehr im Hintergrund macht dann auch so manchen Ruderer nervös.
Der Steg in Bad Kreuznach - ohne nasse Füße geht hier niemand aufs Wasser. Das Wehr im Hintergrund macht dann auch so manchen Ruderer nervös.
Blick stromauf in Niederhausen: es sieht nach viel Wasser und Strömung aus - viel macht der Wind.
Blick stromauf in Niederhausen: es sieht nach viel Wasser und Strömung aus - viel macht der Wind.

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Über Mich

Ich rudere nicht nur, ich blogge auch darüber. Wenn ich nicht trainiere, habe ich nichts zu schreiben...