Rowing Matters

Aus dem Training eines Freizeit-Ruderers: Ein Blog über Training, Rudertechnik und Ausrüstung.

Alternativen zum LiteRIVER (Update 1)

Wenn ich Nachrichten von Lesern erhalte, geht es oftmals um den LiteRIVER. Gefragt wird nach günstigeren Alternativen. Daher dachte ich mir, ich fasse dies in einem Artikel zusammen.

Thilo

Lesezeit: 9 Minuten

Literiver Alternativen

Update 1 im Februar 2021

Den Artikel habe ich ursprünglich im November 2020 verfasst. Nun habe ich den Abschnitt über den Rubinetti 1x Club ergänzt.

Die Kriterien

Bevor es an die Alternativen zum LiteRIVER geht, müssen wir zunächst über die Kriterien sprechen: Bei meiner Bootsanschaffung ging es mir um Unabhängigkeit, insbesondere von Vereinen:

  • Es soll ein Einer sein.
  • Das Boot soll unsinkbar sein. D.h. es soll seine Mannschaft auch im vollgeschlagenen Zustand tragen. Gerade wenn man allein unterwegs ist, ist das ein wesentliches Sicherheitsmerkmal. Von einem modernen Boot sollte man das erwarten.
  • Mein Hausrevier ist ein typisches Rennboot-Revier. Hier möchte ich rudern, ohne wahnsinnig zu werden. Gleichzeitig soll sich das Boot auch gut für Tagestouren auf Flüssen und Seen eignen.
  • Ich wollte ein Boot, das ich zu Hause lagern kann. Das Boot sollte in die Garage neben das Auto passen.
  • Ich wohne aktuell unweit vom Bootshaus entfernt. Also wollte ich ein Boot, das ich einfach dorthin mitnehmen kann. Es war mir wichtig, nicht auf ein Lager im Bootshaus angewiesen zu sein - wobei mir die Nähe sicher in die Hände spielt.
  • Es sollte ohne Bootshänger transportierbar sein, also auf das Autodach passen. Auch auf dem Autodach möchte ich das Boot nicht mehrmals die Woche auf- und abladen. Weniger Aufwand als der Transport auf einem Bootshänger ist es auch nicht - aber man braucht eben keinen Bootshänger.

Die nachfolgenden Boote erfüllen mehr oder minder diese Anforderungen. Gleichzeitig muss ich auch die Erwartung bremsen: Ich kann gut über meinen LiteRIVER sprechen. Alternativen habe ich hier und da gesehen und aufgeschnappt. Meine Einschätzungen beruhen auf Beschreibungen, Bildern, Videos usw. - nicht auf persönlicher praktischer Erfahrung in den jeweiligen Booten. Einige habe ich schon gesehen und angefasst, jedoch nicht gerudert.

Volands aus den Niederlanden: Boote mit Rollauslegern

Die Boote von Volans Wassersport sind mir vor einigen Jahren auf der Messe Boot in Düsseldorf begegnet. Der Wesentliche Unterschied zum LiteRIVER ist der Rollausleger:

D.h. der Sitz ist fest, dafür bewegen sich Ausleger und Stemmbrett. Normalerweise ist der Ruderer im Boot die größte Schwungmasse. Rollen wir in die Auslage, bewegen wir viel Masse in Richtung Heck. Leider müssen wir diese Masse auch wieder abbremsen. Die Kunst ist nun, das Boot dabei nicht zu sehr zu bremsen. Daher machen wir so viel Aufheben um das Timing beim Einsetzen. Die Idee des Rollauslegers ist nun, diese Schwungmasse zu verringern. Ausleger und Stemmbrett wiegen schließlich weniger als der Ruderer - noch dazu ist der Schwerpunkt tiefer im Boot. Rollausleger gab es schon in den Achtzigern - die Idee ist also nicht neu, hat sich allerdings nie so richtig durchgesetzt. Ich schätze, der Nachteil ist die insgesamt größere Masse. Der Rollausleger wiegt einfach mehr. Den Ruderer hat man trotzdem dabei und am Sitz sehe ich kein großes Sparpotential.

Modelle

Der Volans2 scheint dem LiteRIVER am ähnlichsten zu sein. Das Boot ist schmaler und damit wohl auch etwas wackeliger, gleichzeitig auch etwas schwerer und preislich wohl in einer vergleichbaren Liga.

Der VolansCoastal scheint kein typisches Coastal-Boot zu sein. Mit 56 cm ist er noch immer schmaler als der LiteRIVER. Andere Coastal-Boote wie der LiteRACE 1x richten sich nach den Maßen der FISA für Küstenruderrennen - womit sie für andere Einsatzzwecke oftmals weniger interessant sind.

Der Volans4all ist kürzer, breiter und schwerer als der Volans2 . Es wird als Boot für Anfänger und Bootsverleihe beworben. Von der Bauart erinnert es mehr an ein Kanu als an ein Ruderboot. Spannend wird es durch den günstigen Preis von 2.500 €.

Mein Fazit

Noch mal: ich habe noch keines dieser Boote gerudert. Für meine Zwecke wollte ich kein Boot haben, das noch kürzer ist als der LiteRIVER. Der Volans2 wäre aber sicher auch eine Probefahrt wert.

Der Volans4all ist vor allem durch seinen Preis interessant. Wer ein eigenes Boot für Wanderfahrten und Urlaub sucht, das robust und nicht zu teuer ist, der könnte damit glücklich werden.

Egal welches Model: mit dem Rollausleger fällt man sicher auf.

Rubinetti aus Spanien: eine Werft für Coastal-Boote

Über den Blog von Rowperfect bin ich auf die Boote von Rubinetti aufmerksam geworden. Deren Fokus auf Coastal-Boote ist klar zu erkennen.

Rubinetti 1x Club

Das Modell 1x Club scheint am besten in unsere Vergleichsrunde zu passen. Es wird in den Varianten »Beginners« und »National« angeboten. Diese unterscheiden sich in Herstellungsverfahren und Gewicht - und wohl im Preis.

Die Länge von 6 m macht schon mal einen sportlichen Eindruck, der jedoch durch die Breite von 70 cm relativiert wird. Das Boot liegt also vermutlich recht stabil im Wasser. Die größere Hülle spiegelt sich auch im Gewicht wider, das bei der beim Modell 1x Club National mit 28-30 kg angegeben wird. Das Boot legt man vermutlich nicht mehr allein aufs Autodach.

Gut finde ich, dass der Rumpf in drei Kammern aufgeteilt ist. So schwimmt das Boot selbst mit einem Loch in der Hülle noch. Man »braucht« das hoffentlich nie - das kann einem aber durchaus ein besseres Gefühl geben. Insbesondere wenn das nächste Ufer mal etwas weiter weg ist.

Auch das offene Heck wirkt durchdacht. Beim LiteRIVER kann im Fußraum doch noch recht viel Wasser herumschwappen. Hier läuft vermutlich mehr hinaus.

Die öse für die Bugleine empfinde ich als gelungenes Detail: Ich möchte sicher nicht ständig eine Bugleine. Aber auf größerer Fahrt kann die schon hilfreich sein. Beim LiteRIVER bleiben zur Befestigung nur Ausleger und Stemmbrett, die beide zu weit mittschiffs sind, um das Boot in der Strömung treiben zu lassen. Rubinetti hat dabei auf einen Ring oder ähnliches verzichtet. Kein Teil ragt also heraus. Da stört nichts beim Bootstransport.

Der Ausleger sieht dem des LiteRIVER sehr ähnlich. Auch dieser verfügt über einen Schnellverschluß - das finde ich sehr angenehm.

Mein Fazit

Auch hier gilt: Ich kenne nur Bilder und Beschreibungen. Ich bin das Boot noch nicht gefahren und habe es noch nicht angefasst. Mich persönlich schrecken Breite und Gewicht etwas ab. Für mich wäre das wohl »zu viel Boot«. Aber wenn man öfter in rauem Wasser unterwegs ist, kann das genau richtig sein. Das Boot macht einen sehr durchdachten Eindruck. Optisch gefällt es mir.

»Aufblasbare Boote« von ROWonAIR®

ROWonAIR® ist mir ebenfalls auf der Boot in Düsseldorf begegnet. Im Kontext der Messe hatte ich auch von dem Vorwärts-Rudersystem RowVista® berichtet - das möchte ich für diesen Vergleich außen vorlassen.

Es gibt zwei verschiedene Formen: »Boards«, ähnlich zu Stand-up-Paddel-Boards ( DUDE 18' , MOJO 18' , LITE 15’) und eine Kajak-Form ( AIRKAYAK 16' ). Die jeweilige Form wird dann mit einem »Rudersystem« kombiniert: eine Rollschiene, plus Stemmbrett, Rollsitz und Ausleger. Der Aufbau erinnert an Ruderergometer. Wer möchte kann das sogar noch mit teilbaren Rudern kombinieren.

Daraus ergibt sich der wesentliche Vorteil: kein anderes Ruderboot kann man so platzsparend aufbewahren und transportieren. Möchte man ein Ruderboot zu Hause lagern, braucht man schon ordentlich Platz. Und die komplette Ausrüstung im Kofferraum transportieren zu können, hat zweifelsohne auch seinen Charme. Als Packmaß für das Rudersystem wird 180 x 30 x 33 cm angegeben. Für MOJO 18' 70 x 55 x 30 cm und 85 x 55 x 35 cm für das AIRKAYAK 16' . Der Preis ist sicherlich der zusätzliche Aufwand des Aufblasens und des Verpackens. Laut Website soll das Aufpumpen in weniger als zehn Minuten erledigt sein (unter neun Minuten für MOJO 18' und unter fünf Minuten für das AIRKAYAK 16' ).

In der Übersicht beschränke ich mich auf die Formen MOJO 18' und AIRKAYAK 16' , sowie das klassische Rückwarts-Rudersystem Rowmotion® .

Die spannende Frage ist nun, wie sich diese Boote fahren. Meine erhoffte Probefahrt hat dieses Jahr nicht stattgefunden. Ein Leser hat mir berichtet, dass das Kajak nicht wirklich gleitet, was das Rudern sehr anstrengend macht. Dafür hat man viel Stauraum.

Mein Fazit

Ohne eine Probefahrt traue ich mich kaum, hier etwas zu sagen. Für mich käme wohl, wenn überhaupt, das MOJO 18' in Frage. Das AIRKAYAK 16' kommt mir zu träge vor.

Ich könnte mir das System für den Urlaub gut vorstellen. Allein für diesen Einsatzzweck wäre es mir allerdings zu teuer. Was mir auch ein wenig Sorgen macht, ist die Haltbarkeit: alle Boote werden mit Reparatur-Kit geliefert - das macht mich skeptisch. Aber vielleicht ist das einfacher als eine Gelcoat-Reparatur. Der Kunststoff wird sicherlich irgendwann mal spröde - auch wenn das Boot hauptsächlich in der Tasche ruht. Aber über welchen Zeitraum wir hier sprechen, vermag ich nicht abzuschätzen.

Etwas sportlicher: Wintech Racing

WinTech stellt nicht nur Rennboote her, sondern hat auch für uns Freizeitsportler einiges zu bieten. Hier eine Auswahl:

Explorer 21

Da gibt es zunächst den Explorer 21 . Dessen Form erinnert von den hier vorgestellten Booten am meisten an ein Rennboot: das Heck ist spitz. Mit 6,32 m Länge ist es auch das Längste Boot dieser Reihe und eines der schmalsten. Das lässt sich mit dem Explorer 24 noch toppen - aber der ist mir für diese Liste dann doch zu lang.

RowSUP - eine Stand-up-Paddel-Board zum Rudern

Das RowSUP erinnert stark an die Modelle von ROWonAIR® . Allerdings ist das Board hier nicht aufblasbar, sondern fest. Die Hülle scheint lackiert zu sein und der Bug sieht mehr nach Boot als nach Board aus. Der Stehbereich für Stand-up-Paddler ist beschichtet, sodass man nicht rutscht. Dort kann dann auch die Rudereinheit (aka. das Rudersystem) aufgeschraubt werden.

Mein Fazit

Der Explorer 21 ist sicherlich das sportlichste Boot in dieser Reihe, zu einem vergleichbaren Preis. Wer also ein möglichst Rennboot-ähnliches Ruder-Erlebnis möchte, sollte dieses Boot in Erwägung ziehen.

Das RowSUP macht einen guten Eindruck. Aber wenn ich schon etwas in dieser Art wollte, dann würde ich wohl das MOJO 18' bevorzugen, denn das transportabler und länger. Aber letztendlich sollte man wohl beide mal ausprobieren. Wie tauglich die Boards als SUP sind, vermag ich bei beiden Herstellern nicht zu beurteilen.

Übersicht

BootLiteRiverVolans2Volans4allVolanscoastalRubinetti 1x ClubMOJO 18'AIRKAYAK 16'Explorer 21RowSUP
HerstellerLiteboatVolansVolansVolansRubinettiROWonAIR®ROWonAIR®WinTechWinTech
Länge (cm)560550510520600549485632427
Breite (cm)604558567066854669
Gewicht (kg)Standard: 24
Carbon: 22
28
(Boot 22; Ausleger 6)
33
(Boot 27; Ausleger 6)
33
(Boot 27, Ausleger 6)
Beginners: 35-37
National: 28-30 kg
13,7
(Boot 11,4; Rudersystem 2,3)
22,9
(Boot 20,6; Rudersystem 2,3)
18,515
BesonderheitRollauslegerRollauslegerRollauslegeraufblasbaraufblasbarauch als SUP nutzbar
Preis (€)1N/A3.9902.5004.750N/A2.784
(1.548 Boot; 1.236 Rudersystem)
2.490
(1.194 Boot, 1.296 Rudersystem)
4.6952.999

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Offenlegung: Dies ist ein privater Blog, in dem ich meine persönliche, private Meinung ausdrücke. Der Artikel ist unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter. Ich erhalte keinerlei finanzielle Anreize durch die Veröffentlichung dieses Artikels. Sofern ich die hier vorgestellten Produkte selbst getestet habe, habe ich sie mir auch selbst gekauft und nutze sie privat.


  1. Boot, ohne Ruder. Preise laut Webseite, sofern angegeben. ↩︎

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