Rowing Matters

Aus dem Training eines Freizeit-Ruderers: Ein Blog über Training, Rudertechnik und Ausrüstung.

Wie ich ein Boot sicher transportiere

Hier beschreibe ich, wie ich ein Ruderboot auf dem Autodach oder dem Bootshänger befestige. Der Fokus liegt dabei auf dem schonenden Umgang mit dem Bootsmaterial.

Thilo

Lesezeit: 7 Minuten

Bootstransport auf dem Autodach

Schonend soll es sein

Meiner Erfahrung nach, ist die »richtige« Art ein Boot zu transportieren, ein heißes Eisen. Es existieren viele Meinungen und gelebte Praktiken. Und natürlich gilt: jeder kann sein Boot so festmachen, wie er es möchte - solange die Sicherheit und gesetzlichen Rahmenbedingungen gewährleistet bleiben. Spannend kann es werden, wenn man fremde Boote transportiert oder sein eigenes Boot jemand anderem zum Transport anvertraut.

Ein Bootstransport auf der Straße ist für ein Ruderboot stets eine große Belastung. Unsere Boote sind bewusst leicht gebraucht und damit empfindlich. Beim Transport wirkten starke Kräfte und Vibrationen, die sich negativ auf die Lebensdauer des Bootes auswirken. Aus meiner Sicht geht es darum, diesen negativen Einfluss zu minimieren, aber: man kann den Erfolg oder Misserfolg nicht einfach direkt nach der Fahrt messen.

Im Folgenden stelle ich vor, wie ich ein Boot verlade und worauf ich achte. Ich versuche, mein Vorgehen zu erklären und begründen. Das heißt nicht, dass nicht auch besser oder anders geht. Dabei ist es unerheblich, ob Ihr einen großen Bootshänger für eine Regatta beladet, oder einen Einer aufs Autodach bindet. Das Prinzip ist immer gleich.

Vorbereitung: abriggern

Die Ausleger müssen für den Bootstransport ab. Einerseits um das »Packmaß« zu reduzieren und andererseits, um das Boot zu schonen. Insbesondere klassische Ausleger werden während der Fahrt stark schwingen und vibrieren. Dies überträgt sich direkt auf die Bootshülle und vor allem auf die Spanten. Das Boot wird als eher weich.

Um es ganz deutlich zu sagen: Es ist auch keine gute Idee, nur eine Seite des Bootes abzuriggern - das habe ich schon erschreckend oft gesehen.

Rollsitze nimmt man sinnvollerweise auch heraus, da sie dazu neigen herauszufallen. Zu Stemmbretten habe ich keine starke Meinung - Herausnehmen ist natürlich sicherer.

Auflage auf dem Lager

Ich achte darauf, dass das Boot genau an zwei Stellen auf dem Lager aufliegt. Und an diesen wird es angebunden.

Insbesondere lange Bootshänger verwinden sich während der Fahrt. Beim Stand wirken sie noch sehr steif, bei der Fahrt ist das anders. Würde das Boot nun an einer dritten oder vierten Stelle aufliegen, hätte man zwei Möglichkeiten:

  1. Man bindet es an allen Auflagestellen an: Damit zwingt man das Boot, jede Verwindung und Bewegung des Bootshängers mitzumachen. Ich denke, das kann nicht gut sein.

  2. Man lässt das Boot frei aufliegen: Wenn sich nun Hänger oder Boot bewegen, schlagen sie gegeneinander. Und sowohl Boot als auch Hänger werden sich bewegen. Spuren am Boot sind vorprogrammiert.

Die Herausforderung steigt natürlich mit zunehmender Bootslänge. Moderne Boot haben ein sehr gerades Dollbord, sodass sie auf allen Lagern gleichmäßig aufliegen. Ich unterfüttere daher ggf. mit Holz.

Dieses Vorgehen erlaubt es dem Boot zu schwingen. Ich denke, das ist der Preis, den man für den Transport zahlt. Meiner Meinung nach ist das in Abwägung »die am wenigsten schlechte Alternative«.

Aufliegestellen am Boot

Am besten liegen Boote im Mannschaftsraum auf. Dort liegen sie auf der Bordwand, es wackelt nichts und man kann ordentlich festziehen. Oftmals lässt es sich nicht vermeiden, das Boot auch auf Bug oder Heck zu legen. Das gilt insbesondere für Einer und Zweier. Bei Vierern ist der Mannschaftsraum meist hinreichend lang.

An Bug und Heck: »Dreiecke«

Wenn ich ein Boot auf Bug oder Heck lege, dann immer mit einer passenden Stütze, »Dreieck« genannt. Wenn ich hier von Bug und Heck spreche, dann meine ich den geschlossenen Raum, wie er insbesondere bei Rennbooten üblich ist. Auch der Bug von Coastal-Booten ist stets so gebaut. Aber auch alle anderen Boote, inkl. Gigs, können so gebaut sein.

Die Stützen gibt es in verschiedenen Ausführungen im Ruderbootshandel. Oft wird auch selbst mit Holz gebaut. Aber man kann sich auch kurzerhand mit Styropor selbst behelfen. Bei meinem LiteRIVER hat mir der Händler gleich ein Dachträgerpolster von Eckla mitgegeben - die gibt es auch mit passenden Aussparungen für diverse Dachgepäckträger.

Idealerweise schmiegt sich die Form an das Boot an, sodass sich der Druck des Spanngurtes gleichmäßig verteilt. Oftmals gelingt das nicht. In diesem Fall sollte das Boot - meiner Meinung nach - dort aufliegen, wo Bordwand und Deckel aufeinandertreffen. Wichtig ist, dass der Deckel nicht eingedrückt wird. Dies führt zu Spannungen innerhalb des Bootes, die irgendwann zu Rissen führen. Daher gilt es auch den Spanngurt mit Gefühl zu spannen.

Ich lege das Boot nie auf Bug und Heck, sondern lege es auf einer Seite im Mannschaftsraum aus. Es fällt mir schwer nie zu sagen - aber bisher war es nie nötig.

Im Mannschaftsraum: Spanten - sofern vorhanden

Im Gegensatz zu Bug und Heck kann man das Boot im Mannschaftsraum ordentlich festziehen. Boote mit klassischen Auslegern haben in der Regel Spanten. Wenn es irgendwie geht, lege ich das Boot darauf, da hier der Rumpf am stabilsten ist. Man trifft fast nie zwei Spanten, aber einer geht meistens. Bei Flügelauslegern gibt es meist keine Spanten, da hat sich dies erledigt.

Eine Besonderheit: Ein Schott ist kein Spant. Legt man das Boot auf ein Schott, liegt es über die gesamte Breite auf dem Schott, was zu Spannungen führt. Ich habe schon oft entsprechende Risse gesehen. Daher lege ich ein Boot nie auf ein Schott.

Bei einem Boot mit Spanten, sollte man es auf einen Spant legen - zumindest auf einer Seite.
Bei einem Boot mit Spanten, sollte man es auf einen Spant legen - zumindest auf einer Seite.

Ausrichtung des Bootes

Die Ausrichtung und Positionierung des Bootes zum Anhänger bzw. Fahrzeug ist ein weiteres Thema. Klar ist, das Boot darf nicht zu weit vorne und hinten hinausragen - hier gilt es insbesondere die Straßenverkehrsordnung zu beachten.

Gleichzeitig soll das Boot nicht zu weit »frei hängen«, weder Bug, Heck, noch in der Mitte. Findet man keine gute Position, kann man das Boot auch drehen, also Bug oder Heck in Fahrtrichtung. Dies kann auch eine Option sein, um die Gewichtsverteilung zu verbessern.

Gewichtsverteilung

Wie gesagt, ich möchte mich hier auf die Boote konzentrieren und nicht auf allgemeine Aspekte der Ladungssicherung und des Transportes. Ein Hinweis muss jedoch erfolgen: Achtet beim Transport auf dem Anhänger auf ausreichende Achslast!

Dieses Video auf Youbtube demonstriert das sehr eindrucksvoll.

Befestigung

Bindematerial

Spann- bzw. Zurrgurte sind das offensichtliche Mittel der Wahl, üblicherweise mit Klemmschloss. Es soll noch immer Ruderer geben, die auf einfache Gurte ohne Schloss schwören - häufig als »Rollladengurt« bezeichnet. Damit kann man zweifelsohne auch ein Boot sichern, aber man macht sich das Leben ganz schön schwer. Gleichzeitig werden Gurte mit Ratschen auch mal verteufelt, weil man damit zu viel Kraft aufwenden könnte. Aber mit Bedacht eingesetzt, können diese ganz bequem sein. Mein Favorit sind Spanngurte mit Klemmschloss, die eine eingebaute Unterlage unter dem Klemmschloss haben.

Das Boot ist mit einem Gurt mit Klemmschloss gesichert. Zum Schutz liegt ein Stück Teppich unter dem Schloss.
Das Boot ist mit einem Gurt mit Klemmschloss gesichert. Zum Schutz liegt ein Stück Teppich unter dem Schloss.

Binde-Technik

Die Gurte sollten flach auf dem Boot aufliegen und nicht verdreht sein. Man legt sie einmal über das Boot, um das Lager herum, wieder zurück und wieder um das Lager. Das Schloss sollte das Boot nicht verkratzen:

  • Dazu kann man etwas unterlegen, wie beispielsweise ein kleines Stück Teppich. Oder die Gurte haben selbst eine Unterlage eingebaut.
  • Man kann auch so binden, dass das Schloss auf dem Lager positioniert ist und nicht auf dem Boot. Bei Gig-Booten kann man das Schloss auch dicht am Kiel positionieren, sodass es in der Luft hängt. Gerade Ratschen kann man ganz gut unter dem Lager positionieren.
Das Boot ist meinem Ratschen-Gurt gesichert. Die Ratsche sitzt unter dem Lager, um das Boot nicht zu zerkratzen.
Das Boot ist meinem Ratschen-Gurt gesichert. Die Ratsche sitzt unter dem Lager, um das Boot nicht zu zerkratzen.

Unterlagen und Schutz

Wie gesagt, man ganz gut mit Holz, wie beispielsweise Dachlatten unterbauen. Liegt das Boot auf Holz, lege ich immer Teppich unter. Den Teppich spare ich mir nur, wenn das Boot auf einem Gummi-Schutz des Lagers liegt.

Und ich sehe es immer wieder falsch: Der Teppich soll das Boot schützen, also gehört »die flauschige Seite« zum Boot.

Zusammenfassung

  • Das Boot ist abgeriggert: Ausleger sind ab, die Rollsitze entfernt.
  • Das Boot liegt an genau zwei Stellen auf.
  • Idealerweise liegt das Boot im Mannschaftsraum auf - auf Spanten, sofern vorhanden, nie auf Schotts.
  • Wenn das Boot auf Bug oder Heck liegt, dann mit einer passenden Stütze, dem »Dreieck«
  • Liegt das Boot nicht auf einer Gummi-Unterlage, dann legt beispielweise Teppich unter.
  • Liegt der Verschluss des Gurtes auf dem Boot, dann legt beispielweise Teppich unter.

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Über Mich

Ich rudere nicht nur, ich blogge auch darüber. Wenn ich nicht trainiere, habe ich nichts zu schreiben...